Die Gründe, warum im gesamten Arthouse-Kinobereich die Jugendlichen heute oft wegbleiben – beim Publikum wie beim Kinomacher-Nachwuchs – sind vielfältig. Sie reichen von der veränderten Struktur der Alterspyramide über die aktuellen Rezeptionsgewohnheiten junger Menschen und ihr etwa durch die Einführung von G8 weiter eingeschränktes Zeitbudget bis zu möglichen Versäumnissen der Branche selbst. Die Kommunalen Kinos haben die Jugendlichen gar schon fast „abgeschrieben“.
Sogar wenn engagierte Jugendliche eine Chance ergreifen, ihr eigenes Programm zu machen, erreichen sie oft weniger die Gleichaltrigen als die Generation der über 40-Jährigen, bei denen der Kinobesuch noch zum festen Bestandteil der Sozialisation gehörte. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin genügend qualitätsvolle Filme, die für Jugendliche interessant sind, die jugendaffine Themen ansprechen, die ihnen wichtige Impulse geben können und von ihnen auch mit Begeisterung gesehen werden – vorausgesetzt, sie rücken überhaupt ins Blickfeld der Jugendlichen. Oft fehlt es an Marketingstrategien, damit verbunden am Geld, an geeigneten Konzepten. Der kulturelle Auftrag, dem sich die einschlägigen Institutionen und Verbände verpflichtet fühlen, lässt sich jedoch erst erfüllen, wenn Qualität wahrgenommen und nachgefragt wird.
Vor diesem Hintergrund boten die 3. Jugendkinotage in Freiburg vom 9. bis 11. November ein dichtes Programm, um bundesweit beispielhafte Projekte vorzustellen und Erfahrungen zwischen dem Kino-Nachwuchs und der Filmbranche auszutauschen. Es wurden Perspektiven darüber entwickelt, wie Räume geschaffen werden können, in denen es für die Jugendlichen auch etwas zu entdecken gibt. Denn dass das Kino dank seiner besonderen Atmosphäre, der großen Leinwand und dem gemeinsamen Kinoerlebnis immer noch Eventcharakter an sich besitzt, betonte gerade auch die junge Generation. Die gewerbliche und nichtgewerbliche Kinobranche um den Qualitätsfilm herum ist offenbar fest entschlossen, das junge Publikum ins Kino zurückzuholen und damit letztlich die eigene Zukunft zu sichern. Einigkeit bestand darin, dass die Initivative „Was guckst Du“ zur Institution und zur festen Anlaufstelle werden muss – für die Branche und vor allem für den Kinonachwuchs. Mit ihm wollen die einzelnen Verbände und Institutionen in Zukunft stärker zusammenarbeiten, sich austauschen und vernetzen, gemeinsam Strategien entwickeln, wie Jugendliche nicht zuletzt auch in der Werbung und im Informationsfluss besser angesprochen werden können. Unerwartete Schützenhilfe bei der Entwicklung von Ideen und Zukunftsentwürfen könnte das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ab 2013 initiierte Programm „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ leisten, innerhalb dessen im Bereich des Kinos der Bundesverband Jugend und Film e.V. und die AG Kino mit der Verwirklichung von Konzepten beauftragt sind. Weitere Informationen, Dokumentationen und Anbindung über: WAS GUCKST DU, BJF Baden-Württemberg/ Bundesverband Jugend und Film e.V. LKK – Landesverband Kommunale Kinos Baden-Württemberg, Reiner Hoff, jungesKino@email.de